Der weiße Schwan
Krisenökonomie
Plattentektonik
Anarchie
Pandemie
Die letzte Rettung
Ausgaben rauf, Steuern runter?
Erste Schritte
Ein radikaler Schnitt
Die Gefahrenzone
Fazit: Der Kreis schließt sich
Ausblick: Die Nachbeben
Besprechung des Buchs aus ordoliberaler Sicht:
"Die Zukunft als Abbild der Vergangenheit
Nouriel Roubinis Rezepte zur Vermeidung von Spekulationsblasen
ai. · Nouriel Roubini hat einen Ruf als Schwarzmaler. Bekannt und aktenkundig ist, dass er schon 2006 auf die Gefahr einer globalen Rezession hingewiesen hat, was jetzt, da sich die Warnungen als begründet erwiesen haben, den Marktwert des an der NewYork University lehrenden Ökonomen steigen liessen. Aus diesem Grund dürfte sein neustes Buch, das er zusammen mit dem Journalisten Stephen Mihm verfasst hat, auf reges Interesse stossen. Einem, der den jetzigen Abschwung voraussah, ist zuzutrauen,dass er auch weiss, was in Zukunft auf die Weltwirtschaft zukommt.
Roubini geht von der - kaum umstrittenen - These aus, dass Krisen in der Wirtschaft nicht unerwartete Ausreisser sind, sondern «fester Bestandteil des kapitalistischen Genoms». Das Buch rückt deshalb die in der Geschichte immer wieder aufgetretenen wirtschaftlichen Verwerfungen ins Zentrum der Betrachtungen; es widmet auch ein ganzes Kapitel den Vordenkern der «Krisen-Ökonomie», von Marx über Keynes bis zu Robert Shiller, und unternimmt dann den Versuch, die «Gesetze», denen die Wirtschaftsstürme unterliegen, zu erklären. Hat man die Vergangenheit einmal durchschaut, so lautet eine weitere - schon etwas umstrittenere - These Roubinis, ist es möglich, Krisen «verhältnismässig einfach vorherzusagen». Das Buch bietet in der Folge einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Booms, Blasen und krisenhaften Störungen, vom niederländischen Tulpenzwiebeln-Wahn in den 1630er Jahren über die South Sea Bubble im 18. Jahrhundert bis zu den Weltwirtschaftskrisen im 20.Jahrhundert.
Dass sich aufgrund all dieser historischen Einzelereignisse ein einheitliches Muster ergäbe, das sich auf die Zukunft übertragen liesse und diese voraussagbar machen könnte, bleibt indessen eine kühne Behauptung. Roubini zeigt wohl die immer wiederauftretenden Mechanismen und Phasen der Krisen: haussierende Preise, Ausbreitung von Misstrauen, Ausbruch von Panik, Kollaps des Geldmarktes und des Interbankenhandels, wirtschaftlicher Abschwung. Ein «Drehbuch», das - um für ein Krisenmanagement vonNutzen zu sein - verlässliche Aussagen über den genauen zeitlichen Ablauf des konjunkturellen Auf und Abs erlauben würde, lässt sich aufgrund dieser allgemeinen Beschreibungen aber nicht erstellen. Auch Roubini selbst hat trotz seinem umfassendenKnow-how offensichtlich Mühe mit dem Timing; immerhin lag er mit seinen Kassandrarufen 2006 rund zwei Jahre zu früh.
Die Behauptung vom gleichbleibenden Muster der Krisen steht auch im offensichtlich Kontrast zu deren sehr unterschiedlichen Ausprägungen; die Umbrüche der 1930er Jahre, mit Massenarbeitslosigkeit und dem Kollaps des Welthandels, sind mit derRezession von 2008/09 kaum zu vergleichen, und die amerikanische Immobilienblase hat ganz andere Ursachen als jene in China.
So schwierig Krisen und Bubbles präzise zu prognostizieren und diagnostizieren sind, so schwierig sind sie auch zu therapieren. Dessen ungeachtet offeriert Roubini auch hier ein simples Rezept. In einem Abschnitt mit dem Titel «Eine Welt ohneSpekulationsblasen» vertritt er die Meinung, die US-Notenbank hätte einfach früh genug gegen die Blasenbildung vorgehen müssen. Keine Antwort liefert Roubini jedoch auf die Frage, wann genau das Fed die geldpolitischen Zügel hätte anziehen sollen undwie es hätte vermeiden können, nebst der zu zähmenden Finanzbranche auch noch die gesamte übrige Wirtschaft abzuwürgen." (NZZ 2.6.2010)