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'Der Finanzmarkt-Kapitalismus ist ein Produktionsregime, das durch eine spezifische Konfiguration von ökonomischen Institutionen geprägt ist. Zu diesen Institutionen zählen: die Aktienmärkte (Kapitalisierung); die Investment-Fonds (Eigentümer); Analysten und Rating-Agenturen (boundary roles); Transfermechanismen (z.B. feindliche Übernahmen). Das Steuerungszentrum des Finanzmarkt-Kapitalismus sind die Aktienmärkte, auf denen fiktives Kapital gehandelt wird (Kapitalisierung). Aktienmärkte können Unsicherheit immer nur fiktiv in Risiko transformieren. Daher bieten Aktienmärkte eine besondere Gelegenheitsstruktur für Opportunismus (moral hazard). Die Investment-Fonds sind die 'neuen' Eigentümer, die in den USA inzwischen die Mehrheit an den großen Aktiengesellschaften besitzen. Sie sind der operatorischen Logik der Finanzmärkte unterworfen und zwingen die Unternehmen zu einer kurzfristigen Strategie der Profitmaximierung. Analysten und Rating-Agenturen besetzen in diesem System wichtige 'boundary roles', die Unsicherheit in Risiko transformieren sollen. Feindliche Übernahmen, der Markt für Unternehmenskontrolle und Aktienoptionen sind spezifische Transfermechanismen, die die operatorische Logik der Finanzmärkte auf die Realökonomie übertragen. Am Beispiel der feindlichen Übernahme wird gezeigt, dass Kontrolle häufig virtuell ist und kein direktes Abhängigkeitsverhältnis zur Voraussetzung hat; sie wirkt durch eine diffuse und zeitlich nicht spezifizierte 'glaubhafte Drohung'. Die Kontrolle, die durch Finanzmärkte ausgeübt wird, ist abstrakt, anonym und sachlich, d.h. sie erscheint nicht als persönliche Abhängigkeit, sondern durch anonyme und globale Marktkräfte vermittelt.' (Autorenreferat)
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